Im Krankenhaus ist jeden Tag 24 Stunden lang pflegerisches Personal für die Patientinnen und Patienten da, auch nachts. Himmet Sagir nimmt uns mit in seinen Nachtdienst auf der allgemeinchirurgischen Station.
"Meistens bin ich schon dreißig Minuten früher da, um mir einen ersten Überblick zu verschaffen“, erzählt Himmet Sagir. Der 27-jährige Gesundheits- und Krankenpfleger hat seine Ausbildung im Vinzenzkrankenhaus gemacht und ist seit 2021 auf der allgemeinchirurgischen Station. Hier liegen vor allem Patientinnen und Patienten der Chirurgischen Klinik mit einer starken psychischen Belastung aufgrund des Krankheitsbildes Krebs. Um 20.30 Uhr startet der Nachtdienst nach der Übergabe der Kolleginnen und Kollegen des Spätdienstes. „Ich mache meine Durchgänge, gehe einmal von Zimmer zu Zimmer, schaue mir Verbände an und gebe Antibiosen, überprüfe Drainagen und spreche mit den Patienten“, berichtet Sagir. „Dafür nehme ich mir gern viel Zeit und versuche, alles so einzurichten, dass die Patienten gut und ruhig schlafen können, ich ihnen die Sicherheit geben kann.“ In der heutigen Nacht sind mehrere Patienten mit erhöhter Temperatur dabei, am Tag zuvor wurde außerdem bei einem Patienten ein Keim festgestellt und entsprechend die Behandlung angepasst. „Diese Patienten habe ich noch stärker im Fokus. In der Nacht sind die Gefahren höher, dass die Temperatur unbemerkt steigt oder dass es aufgrund der Dunkelheit zu Unfällen kommt, wenn Patienten ihr Bett verlassen.“
Routine in der Nacht
Ist in der Zentralen Notaufnahme viel los, kommen Patienten, die stationär aufgenommen werden, häufig auf die allgemeinchirurgische Station. Bisher aber ist es ruhig. „Sobald ich mit meinen Durchgängen fertig bin und alle Patienten versorgt sind, gehe ich zurück ins Dienstzimmer.“ Hier beginnt die Routine: Alle zwei Stunden Kontrollgänge, OP-Überwachung, Tabletten stellen und Tropfen für den Frühdienst sowie Antibiosen vorbereiten, Ordner auf Richtigkeit kontrollieren, Auffüllen von Materialien, die Kühlschränke für Kühlpacks und Medikamente wie Insulin checken und natürlich die reguläre Ordnung. „Das bedeutet sauber machen, das mache ich nachts ganz gern, sowohl im Dienstzimmer als auch in den Spülräumen oder auf den Fluren. Dabei habe ich Zeit, alles zu desinfizieren.“ Im Dienstzimmer stehen auch administrative Aufgaben an. Bei der Dokumentation am PC, wo auch die Kontrolle der OP-Akten für den nächsten Tag stattfindet, werden Patientinnen und Patienten entsprechend ihrem Zustand eingestuft.
Auf der Station selbst ist es an diesem Abend sehr ruhig. Die meisten Patienten schlafen. Es gibt aber auch unruhige Nächte, in denen sie sich melden aufgrund von Schmerzen und Unwohlsein oder Schlaflosigkeit. „Es kann passieren, dass ich meiner Routine nicht nachgehen kann, wenn Notfallpatienten operiert werden, für die ich die Vor- und Nachbereitung mache, oder wenn jemand auf die Intensivstation verlegt wird“, sagt Sagir. Der Tagdienst ist stärker geprägt von der Behandlung und von Therapien. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte kommen für Visiten, auch die Physiotherapeuten sind dann bei den Patienten. „Die Nacht ist geprägt von Aufsicht, Kontrolle, Vorbereitung und großer Verantwortung – ich habe 29 Patienten, um die ich mich kümmern muss.“
Fünf Nächte Dienst, vier Tage frei
„Mir gefällt am Nachtdienst, dass ich mal für einen Moment allein sein kann. Es entsteht dann so eine Klarheit im Kopf“, sagt Himmet Sagir. In der Regel zweimal im Monat macht er Nachdienste, dann immer vier bis fünf Nächte am Stück. „Mir gefällt, dass ich dadurch dann häufig vier Tage am Stück freihabe. Das passt gut zu meinem Leben.“ Er sei grundsätzlich nicht so der Frühmensch. „Ich bin ein absoluter Morgenmuffel. Wenn ich es mir aussuchen kann, mache ich lieber Spät- oder Nachtdienst.“ Mehrmals in der Nacht klingelt es bei einigen Patienten. „Ich lerne, Prioritäten zu setzen.“ Die Klingel geht um drei Uhr morgens. Ein Patient möchte auf Toilette gehen, ist versehentlich auf seine Drainage getreten und hat sie entfernt. „Ich bin sofort bei ihm, informiere den diensthabenden Arzt und versorge die Wunde.“ Um 6.30 Uhr endet der Nachtdienst, die Frühschicht beginnt. „Das ist schon irritierend am Morgen, wenn ich das Krankenhaus verlasse. Es kommt einem falsch vor, gefühlt ist es ja Nacht. Ich mag die Kälte morgens nicht und möchte dann schnell nach Hause. Dort brauche ich aber meist noch eine halbe Stunde, bevor ich schlafen kann.“